„Wir müssen jetzt handeln“ – Interview mit Reto Gurtner

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Nach einer schlechten Wintersaison 2015/16 plant Reto Gurtner den Wandel. Der Präsident und CEO der Weissen Arena Gruppe will vor allem die Kapazitäten an die Nachfrage anpassen.

Reto Gurtner, der vergangene Winter war für die gesamte Bergbahnbranche in Graubünden ein ernüchternder. Jetzt liegt auch das Geschäftsergebnis der Weissen Arena Gruppe vor. Wie sieht es aus?

Zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte müssen wir einen Verlust ausweisen, und zwar in der Höhe von 1 Million Franken. Andererseits beträgt unser Cashflow immer noch über 17 Millionen Franken.

 

Wo liegen die Gründe für das schlechte Ergebnis?

Wir bekamen den schwachen Euro beziehungsweise starken Franken erstmals in voller Härte zu spüren. Wir haben keinen Spielraum, um auf diese Währungsproblematik zu reagieren. Das Lohnniveau in der Schweiz ist hoch und daran können wir nichts ändern. Deshalb müssen wir unbedingt radikale Änderungen in die Wege leiten. Jetzt haben wir die Möglichkeit und die Zeit zu handeln. Eine negative Rolle hat leider auch das schlechte Wetter gespielt.

 

Wie sieht die Zukunft aus? Müssen bei der Weissen Arena Gruppe die Weichen neu gestellt werden?

Trotz aller Schwierigkeiten sind wir nach wie vor ein gesundes Unternehmen. Aber wir müssen jetzt handeln, damit es auch so bleibt. Wir müssen unser Angebot neu justieren und unsere Kapazitäten an die neuen Gegebenheiten anpassen, weil wir nicht glauben, dass der Tourismus in der Schweiz in absehbarer Zeit wachsen wird. Die Weisse Arena Gruppe muss kompakter werden und bei den Bergbahnen noch effizienter. Wir müssen fantasievoller werden, weil der traditionelle Weg nicht mehr funktioniert. Wir müssen unsere Kräfte bündeln und in der Planung agiler werden. Wir müssen auch bereit sein, uns von Dingen zu trennen und nicht an etwas allein aus Gewohnheit oder Tradition festhalten.

Unsere Zukunft liegt in der Digitalisierung und deren Fortschritte. Nur so lassen sich unsere Pläne und die geforderte Flexibiliät verwirklichen.

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Was bedeutet der neue Weg, den Sie gehen wollen, für das Angebot auf dem Berg?

Fest steht, dass wir bei den Bahnen mehr als genug Kapazität haben. Diese ist auf weit mehr als 1 Million Gästeeintritte in der Saison ausgelegt, wovon wir letzten Winter 20 Prozent entfernt waren. Im Grunde ist unser Skigebiet heute zu gross. Wenn wir künftig eine neue Anlage auf dem Berg erstellen, dann nur, wenn wir damit ein neues Angebot und als Folge eine neue Nachfrage schaffen können. Es reicht nicht mehr eine Bahn zu bauen, die technisch innovativ ist oder damit man einfach von Punkt A zu Punkt B kommt. Wir müssen unsere Bahnen heute unter anderen Gesichtspunkten betrachten. Dazu gehören auch Fragestellungen wie „Müssen alle Anlagen geöffnet sein, auch wenn sich nur wenige Leute im Gebiet befinden?“ Schliesslich stehen solche Fragen auch unter dem Aspekt der Personal- und Fixkosten.

 

Ihre Ziele sind ambitioniert und immer wieder fällt in diesem Zusammenhang das Wort Digitalisierung. Bringt diese den Aufschwung?

Unsere Zukunft liegt in der Digitalisierung und deren Fortschritte. Nur so lassen sich unsere Pläne und die geforderte Flexibiliät verwirklichen. Zum Glück haben wir diesen Weg bereits eingeschlagen. Ich spreche dabei in erster Linie von unserer App LAAX Inside, die sich diesen Sommer in neuer, verbesserter Form präsentiert. Wir befinden uns mitten in einem Prozess. Am Ende werden wir nur noch Produkte anbieten, die sich digitalisiert verkaufen lassen. Die App bietet uns enormen Spielraum für Kreativität. Sie funktioniert im Grunde wie ein Passepartout oder wie die Mitgliedschaft in einem Club, in dem wir auch die einheimische Bevölkerung und die Zweitwohnungseigentümer miteinbeziehen können.

 

Wo liegen die Vorteile der App für den Gast?

Mit der LAAX Inside App bieten wir ein attraktives Kommunikations- und Entscheidungstool an. Jeder Nutzer bekommt genau die Informationen und Angebote, die ihn interessieren. Er erhält Transparenz, das heisst er bekommt Einblick in unsere Entscheidungen und er wird feststellen können, was er uns als Gast wert ist. Wir können ihm Privilegien oder Exklusives zukommen lassen oder ihn an einem speziellen Projekt teilhaben lassen. Und dann kann auch jede Leistung bewertet werden. Das ermöglicht uns das Angebot zu verbessern und zu optimieren was ihn am Ende zufriedener macht.

 

Und welche Vorteile bringt sie der Unternehmung?

Für uns ist die LAAX Inside App vor allem ein Werkzeug der Qualitätsverbesserung. Es ermöglicht uns, Ressourcen besser auszuschöpfen und zu optimieren und Personalkosten zu senken. Die erhöhte Agilität bringt uns einen kommerziellen Vorteil und hoffentlich auch mehr zufriedene Gäste. Gleichzeitig erfahren wir mehr über unsere Gäste und deren Bedürfnisse, weil wir in direktem Kontakt mit ihnen stehen. Wir können die Qualität der Ansprache verbessern und unsere Angebote besser der Nachfrage anpassen.

 

Welchen Herausforderungen muss sich die Destination Flims Laax Falera stellen?

Im Tourismus findet eine radikale Transformation statt, das bedeutet, dass das Angebot an die abnehmende bzw. verändernde Nachfrage angepasst werden muss. Es wird folglich unverzichtbar, innovativ zu sein und neue Produkte zu kreieren. Der Bergtourismus ist im Alpenraum zu einem austausch- und vergleichbaren Produkt geworden und wird letztendlich zur reinen Preisfrage. Dann hat der Schweizer Bergtourismus im europäischen Alpenraum schlechte Karten. Auf traditionellen Pfaden, mit den Methoden des letzten Jahrhunderts oder mit dem Ruf nach Subventionen kommen wir jedenfalls nicht weiter. Es gilt radikal umzudenken und einen strukturellen Wandel in die Wege zu leiten. Auch schürt die zunehmende Bürokratie Misstrauen, was wiederum die dringend notwendige gesellschaftliche Erneuerung und Innovation lähmt.

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